Die Medien-KuH versteht sich als Service-Podcast. Das ist kein Geheimnis. Um es der schreibenden Journalistenzunft etwas einfacher zu gestalten und die bereits kaltgeschriebenen Kritiken zur ersten „Wetten, dass..?“-Sendung mit Markus Lanz am Samstag, den 6. Oktober um 20:15 Uhr möglichst nah an der Show basieren zu lassen, hat sich Herr Körber die Live-Sendung vorab angesehen. Hier die TV-Kritik, liebes Feuilleton.
Da stand er nun, das Düsseldorfer Publikum klatschte ihm Beifall, der als Rückenwind für den Abend dienlich sein sollte. Markus Lanz. Die Haare sitzen, das Schwiegermutterlächeln brannte sich bereits nach dem Vorspann in die Bildröhren der ZDF-Zuschauer ein. Spätestens nach dem geschmeidigen „Schön, dass Sie dabei sind! Willkommen! Sehr nett! Ach, das wäre nun wahrlich nicht nötig“ war klar: Thomas Gottschalk ist Geschichte. Die neue „Wetten, dass..?“-Zeitrechnung hat begonnen. Understatement statt großen Gesten. Empfangen statt empfangen zu werden.
Das Studio: Aufgeräumt. Futuristisch. Ungewohnt. Eben so gar nicht „Wetten, dass..?“. Die Show wurde schneller, die Mainzer haben die Schlagzahl erhöht. Gar keine Zeit, für Lanz, zwischen „tollen, spannenden Wettkandidaten“ und „hochinteressanten Gästen“ Gedanken der Aufregung an sich ranzulassen.
Mit Worten Brücken bauen
Die Show musste Lanz niemandem erklären. Höchstens ihrem Erfinder, Frank Elstner, der in der vorderen Reihe Platz genommen hatte und die Frischzellenkur verarbeiten musste. Ehe man sich versah, nahm die Prominenz auf dem neuen Sofa Platz. Endlich! Heimspiel für Lanz. Das Ding konnte er sauber eintüten. Talk-Situation kann er. Hat er tausendfach vorm Spiegel und on Air durchgespielt. Weiß, mit Worten Brücken zu bauen – oder rabiat Abzubrechen, wenn die Zeit davongelaufen ist. Kann Zuhören, kann interessiert wirken. Kann Nachhaken, ohne unter die Gürtellinie gehen zu wollen. Ganz kerneresk – die alte Schule eben.
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wurde die Pistole auf die Brust gesetzt, denn, da war sie: Die Frage nach dem SPD-Kanzlerkandidten. Zack! Bumm! Und das am Samstagabend. Kraft schien gefasst, auch sie ging offenkundig nicht unvorbereitet in den Lanzschen Talk. Die Landesmutter fühlte sich wohl in der Show, plauderte mit ihrem Wettkandidaten und sprach ihm natürlich Mut zu. Winfried Meißenköttel aus Windlingshausen im Allgäu wettete, die Hufe von Pferd Andrea mit der Schaufel seines Baggers unter Wasser beschlagen zu können. Risikowette. Das ZDF sorgte dennoch für die nötige Sicherheit. Alles passte. Wette gewonnen.
„Ach, Wurschd!“ war gestern
„Isch will eisch rocke seeeh’n, Düsseldorf!“ brüllte der RTL-Gefangene Bülent Ceylan durch die Halle. Kurzer Stand-up, immerhin ohne Teleprompter, ein wenig Schütteln des pechschwarzen Haares. Danach ging es zu Lanz. Hier und da ein wenig Belangloses über Mannheim, sein Elternhaus und was auf Türkisch „Bei uns gibt es keine Gummibärchen mehr“ heißt.
Karl Lagerfeld verblasste direkt neben Bülant Ceylan in der Lanz-Premiere. „Du machst das schon ganz gut, ganz gut, ganz gut, der Thommy, war auch gut, aber Du bist so fesch; übe noch etwas mit Deinem Stil. Ich mag den nicht“, poltert es aus ihm heraus. Lanz quitterte es mit einem Politikerlachen. Kraft hingegen lachte herzlicher. Des Modeschöpfers Wettkandidatin, die 18-jährige Kristina Hülls aus Leipzig, konnte den Vertrauensvorschuss Lagerfelds nicht nutzen und verlor ihre Wette, das Datum bei 10 von 60 „Bravo“-Titelseiten mit Justin Bieber am Geschmack zu erkennen. „Wiewiewiewie? Muss ich jetzt was machen? Bei Thommy ging das immer so und ich konnte sitzenbleiben?“, zeigte sich Lagerfeld irritiert. Lanz blieb hart und forderte den bebrillten Modemacher zusammen mit einem lauten „Ey kumm! Mach Disch logga!“ von Bülent Ceylan und dem rhythmischen Klatschen des Publikums zur Wetteinlösung auf: Es galt, einen Rosamunde-Pilcher-Film noch während der Sendung mit der Stimme von Darth Vader nachzuvertonen.
Stadtwette, Lanz-Challenge, modernes Web-App-Zeug. „Wetten, dass..?“ auf Speed. Der alte Frachter des ZDF mit Lanz am Steuer und Kurs auf die Spitzenquote. Das geht, das ist okay. Das kann man machen. Doch braucht weder Lanz die Sendung, um weiterhin Lanz zu sein, noch braucht die Sendung Lanz, um die Sendung zu sein. Beides funktioniert. Getrennt voneinander, aber auch zusammen. Vielleicht wurde Thomas Gottschalk hier lange ein Alleinstellungsmerkmal zugeschrieben. Und vielleicht könnte auch einfach jeder „Wetten, dass..?“ präsentieren.
Sieger war am Samstagabend nach 16 Überziehungsminuten Winfried Meißenköttel und Pferd Andrea. Für seine Wette gab es den Audi, der produktplatzierungstechnisch am Ende der Sendung besser in Szene gesetzt wurde als der Auftritt von Pandamasken-Mann Cro. „Das hat Spaß gemacht! Sagen Sie es weiter. Nun die Kollegen vom ‚heute-journal‘ mit den ernsten Themen des Tages. Ihnen eine gute Nacht!“
Danke, Markus Lanz. War ganz dufte.